Lust auf mehr?

Hier einige Leseproben aus den Büchern des rioverlags!



Saladins Ring   Seelenrast   Mystisches Cornwall   Sonnenmeer  Gedichtbüchlein für A.


"Saladins Ring"

'Wenn mir jetzt nicht bald etwas einfällt, bin ich fällig', dachte Kai.
Sein Verfolger kam immer näher. Er war an der alten Stadtmauer angelangt. Hier war Endstation. Ein uraltes, verrostetes Eisentor versperrte den Eingang zu den alten Gewölben, die sich im Inneren der Stadtmauer befanden. Kai sah sich ein bisschen um. Das Eisentor war sicher schon hundert Jahre alt oder noch älter. Nachdem er ein paar Mal erfolglos versucht hatte, den Türriegel zu bewegen, gab er es auf. Der Riegel war völlig festgerostet.
Als seine Blicke eher zufällig über den Boden streiften, entdeckte er plötzlich mitten in all dem wild wuchernden Unkraut einen matt schimmernden Ring. Neugierig hob er ihn auf. Der Ring lag schwer in seiner Hand. ,Der ist bestimmt aus Silber', dachte Kai. Er betrachtete das merkwürdige Zeichen darauf. Es sah aus wie vier ineinander verschlungene Kreise. So einen Ring hatte Kai noch nie gesehen. Als er ihn spaßeshalber über seinen Ringfinger schob, stellte er verblüfft fest, dass er wie angegossen passte! Irgendwie fühlte er sich gut an, und Kai ließ ihn an seinem Finger.
Wenn Sven ihn hier erwischte, war er verloren - nirgends ein Fluchtweg und weit und breit keine Hilfe zu erwarten! Er blickte zu dem alten Eisentor. Vielleicht ging es doch irgendwie auf! Mit letzter Anstrengung fasste Kai das Tor mit beiden Händen und stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Der Ring drückte sich schmerzhaft ins Fleisch seines Fingers. Plötzlich hatte er das Tor mitsamt dem festgerosteten Riegel in seinen Händen. Fast mühelos hob er es aus seinen schweren Angeln. Wie der Blitz schlüpfte er durch den Eingang in die Stadtmauer und schaffte es gerade noch, das Tor wieder zurückzuwuchten und sich im Dunkel des Mauergewölbes zu verbergen, als auch schon Sven vor dem Gitter auftauchte.
"Kai? Wo bist du, du kleiner Stinker? Ich krieg' dich schon!" Sven klang fuchsteufelswild.
"Komm' lieber freiwillig raus, bevor ich dich hole!"
Nichts rührte sich. Kopfschüttelnd blickte Sven in alle Richtungen. Er rüttelte mehrmals an dem schweren Tor, doch als es sich nicht bewegen ließ, drehte er sich langsam um und verschwand.

Kai beschloss, erst einmal innerhalb der Stadtmauer zu bleiben. Außerdem war seine Neugier erwacht - vielleicht gab es hier ja irgend etwas zu entdecken! Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit in den alten Gewölben. Durch die Mauerritzen drang immer wieder ein schwacher Lichtschein von draußen, sodass er sich langsam vorwärts tasten konnte. Schließlich sah er einen helleren Schimmer, der sich beim Näherkommen als kleines Fenster herausstellte, das sich zur anderen Seite der Stadtmauer hin öffnete.
'Dort müsste der Marktplatz liegen', dachte Kai, 'wenn ich nicht schon völlig die Orientierung verloren habe.'
Ein kurzer Blick genügte, um erschreckt zurückzuweichen.
"Das gibt's doch gar nicht!", rief er laut, wie um sich selbst zu beweisen, dass er nicht träumte. Draußen lag tatsächlich der Marktplatz, daran bestand nicht der geringste Zweifel, doch was sich dort abspielte, war völlig verrückt! Kai sah lauter seltsam gekleidete, ziemlich kleine Menschen, die anscheinend irgendeinem Film aus dem Mittelalter entsprungen waren.
Es herrschte ein reges Treiben und ein ziemlicher Lärm. Alle redeten und schrien wild durcheinander. Das musste er sich aus der Nähe betrachten! Er wollte immer schon mal bei Dreharbeiten zusehen. Kai tastete sich mühsam weiter und erreichte schließlich einen großen Saal, der vollgestopft war mit allen möglichen mittelalterlichen Kleidungsstücken, Waffen und Werkzeugen.
'Das ist ja das reinste Museum!', dachte er zunächst, doch plötzlich begriff er: das war die Requisitenkammer der Filmleute, in der sie die ganzen Kostüme und Sachen für die Schauspieler aufbewahrten! Und von diesem Saal aus führte auch eine alte, wurmstichige Holztür hinaus auf den Marktplatz, wie er feststelle. Während er voller Ehrfurcht die Schwerter und Lanzen bestaunte, kam ihm ein verwegener Gedanke.

Es dauerte keine fünf Minuten, dann stand er in einer Art Kniebundhose aus einem rauen, dunkelgrauen Stoff, einem knallroten, weitgeschnittenen, langärmeligen Kittel und mit geschnürten Ledersandalen an den Füßen vor der Holztür. Vorsichtig zog er die Tür auf.
Als er hinaustrat, sah er einige Sekunden lang überhaupt nichts mehr. Strahlender Sonnenschein blendete seine Augen, die an das schummrige Halbdunkel in den Gewölben gewöhnt waren. Schon nach den ersten Schritten hätte er beinahe ein altes Weiblein über den Haufen gerannt, das in einem schäbigen Weidenkorb seine Einkäufe nach Hause trug.
"Entschuldigung, ich hab' Sie gar nicht gesehen", sagte er höflich.
Die alte Frau starrte ihn erschreckt an und wich zwei Schritte zurück.
"Tut mir nichts, edler Herr! Ich war sehr ungeschickt - verzeiht mir", bat sie Kai, wobei sie fast vor ihm auf die Knie fiel.
Der verstand überhaupt nichts mehr. 'Edler Herr?' Er war mit seinen dreizehn Jahren noch nie von irgend jemand so angeredet worden. Diese Schauspieler waren offensichtlich mit allem Ernst bei der Sache.
Geistesgegenwärtig bückte er sich und half dem alten Weiblein beim Aufstehen.
"Euch sei verziehen. Geht mit Gott!", sagte er würdevoll und bemühte sich, dabei ernst zu bleiben.
Als die Frau weg war, drückte Kai sich unauffällig in eine Nische der alten Stadtmauer, wo er nicht gesehen werden konnte. Er musste erst einmal herausfinden, wo die Kameras waren. Dann konnte er versuchen, unauffällig dorthin zu schlendern, um auch gefilmt zu werden. 'Das wäre der absolute Gag - ich als edler Ritter im Kino!', dachte er. Doch wohin er auch spähte - keine Kamera, kein Scheinwerfer, keine normal gekleideten Leute.
Absolut nichts.



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Seelenrast

Aus dem Buch von Gundi Dobler


Seelenrast

Die Bank

Sich niederlassen an einem stillen Ort
auf einer einsamen Bank

um die Gedanken zu sammeln
innerlich zur Ruhe zu kommen

sich auf seine tiefsten Gefühle zu besinnen
der Melodie des Herzens zu lauschen

seinem Gewissen nachzugehen
um sich seiner selbst zu versichern

sich Klarheit zu verschaffen über den Stand
der eigenen Persönlichkeit im Leben

mutig Entscheidungen in aller Stille zu treffen
unnötigen Ballast von der Seele zu entfernen

um sich anschließend frei und stark zu fühlen
selbstbewusst den Weg in die Zukunft fortzusetzen

um sich irgendwann wieder auf der Bank niederzulassen.

Wildes Dickicht

Die Gedanken überschlagen sich
du bist ratlos

der Weg scheint unbegehbar
zum Stolpern bereit

es herrscht ein wildes Durcheinander
eine lautlose Stimme, die nach Hilfe schreit.

Warum öffnest Du nicht die Augen
um genauer zu sehn

dazwischen blühen wilde Blumen
wie konntest du sie nur übersehn?

Erst beim genauen Hinschauen
entdeckst du deren Charme

inmitten von unordentlichem Chaos
doch merk dir:

einen Menschen ohne Phantasie
den nennt man arm!



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Mystisches Cornwall

Manfred Schöpplein
Aus dem Buch von Manfred Schöpplein

This royal throne of kings, this scepter'd isle
This earth of majesty, this seat of Mars
This other Eden, demi-paradise
This fortress built by Nature for itself
Against infection and the hand of war
This happy breed of men, this little world
This precious stone set in the silver sea (...)
This blessed plot, this earth, this realm,
this England.

(William Shakespeare)


Nirgendwo anders als in Cornwall wird dem Besucher bewusst, wie trefflich William Shakespeare, dieser begnadete Poet, den man in Großbritannien mit überwältigender Mehrheit in einer Umfrage von Radio 4 Today zur bedeutendsten britischen Persönlichkeit des vergangenen Millenniums gewählt hat, die Insel in diesen Versen beschreibt. Cornwall selbst kommt dem Touristen unwillkürlich wie ein - wenn auch manchmal unvollkommenes - Paradies vor. Seine Gärten sind so wunderschön, dass sie sogar einem Vergleich mit dem Garten Eden standhalten können.
Seine Landschaft ist von atemberaubender Wildheit, einzigartig ist das Spiel der Farben im ständig wechselnden Licht des Tages, das funkelnde Glitzern des Meeres, von dem der Betrachter schier geblendet wird, wenn er den Blick hinaus auf die weite See schweifen lässt. Steht man bei Land's End an der westlichsten Spitze des Landes, dann erlebt man dieses in tiefblaues Wasser gefasste Juwel, das wie eine Festung dem stürmischen Anbranden des rauen Atlantik trotzt. In diesem Moment schätzt man die Menschen wahrlich glücklich, die in dieser gesegneten Region Englands leben dürfen.

Bekanntlich führen ja alle Wege nach Rom. Doch warum sollte man Jahr für Jahr nur der warmen Witterung wegen seinen Urlaub in mediterranen Gefilden verbringen? Eigentlich wäre es doch endlich auch einmal an der Zeit, die eigene Verwandtschaft zu besuchen. "Wie ist das nun zu verstehen?" wird so mancher Leser jetzt wohl erstaunt fragen.
Nun, die Engländer wohlgemerkt, nicht die Briten, denn Großbritannien umfasst ja wie wir wissen nicht nur England, sondern eben auch das keltisch geprägte Wales und Schottland, stammen im Wesentlichen von fremden Völkern ab. Diese ließen sich in England nieder, nachdem die Römer in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts gezwungen worden waren, ihre Truppen aus der Kolonie abzuziehen, um auf dem Festland die Germanen abzuwehren, die Rom ernsthaft bedrohten. So landeten der Überlieferung nach dann im Jahre 449 n. Chr. die ersten Germanen unter ihren beiden Anführern Hengist und Horsa in Kent, um König Vortigern in seinem Kampf gegen andere Stämme hilfreich zur Seite zu stehen. Die germanischen Stämme der Angeln, Sachsen und Jüten beeinflussten in der Folgezeit die weitere Entwicklung des Landes und seiner Sprache und Kultur entscheidend mit. Wenn es also so etwas wie ein "englisches Volk" gibt, so ist es germanischen Ursprungs! Dies zeigt sich natürlich in der engen Sprachverwandtschaft: das Englische, das Friesische, das Niederdeutsche und das Hochdeutsche werden als westgermanische Sprachfamilie zusammengefasst. Diese Tatsache verdeutlicht auch ein Blick auf die kontinentalen Wohngebiete der drei Volksstämme: das Gebiet der Sachsen lag zwischen Elbe- und Wesermündung sowie Holnstein, das der ihnen benachbarten Angeln zwischen der Schlei und der Flensburger Förde. Die Jüten kamen von der später von den nordgermanischen Dänen besiedelten Halbinsel Jütland. Da von den drei erwähnten Stämmen die Angeln eine dominierende Rolle spielten und sie in politischer wie kultureller Hinsicht eine zunehmend bedeutendere Stellung einnahmen, wurde die Bezeichnung Englalond, d.h. Land der Angeln, schließlich für das ganze von den Germanen besiedelte Territorium verwendet und ihre Sprache Englisc genannt. Mit der Normannischen Eroberung wurde Französisch zur Sprache des Hofes und der Verwaltung. Latein, die Sprache der Römer, behielt ihren Status als Kirchensprache bei. Das einfache Volk bediente sich aber noch immer einer germanischen Sprache, die man nunmehr als Middle English bezeichnete.
Das mit der Verwandtschaft wäre also nun geklärt, auch wenn man von englischer Seite aus heute davon oft nichts mehr wissen will und selbst das Königshaus, das aus der Linie des Adelshauses von Sachsen-Coburg-Gotha abstammt, im Jahre 1917 (George V) unter dem Einfluss der Schrecken des ersten Weltkrieges seinen Herrschernamen umwandelte. Vom ursprünglichen House of Hanover (George I, 1714) und dem House of Saxe-Coburg (Queen Victoria und Albert, Prince of Saxe-Coburg-Gotha, 1837-1901) ausgehend, nahm die königliche Familie im Verlauf der Jahrhunderte ihren heutigen Namen House of Windsor an. Eine Königsdynastie deutscher Herkunft regierte England also von 1714 an. Selbst heute noch hat der Prinz von Sachsen-Anhalt einen - wenn auch nur theoretischen - Anspruch auf die Thronnachfolge. Doch machen wir uns nach diesem kurzen historischen Exkurs nun endlich dazu auf, voll gespannter Freude gen England zu ziehen:
Let's be off to Britain!


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Sonnenmeer

Sonnenmeer

Vor uns erstreckt sich ein strahlendgelbes Meer,
und bei diesem Anblick beginnt unsere Seele sanft zu schwingen.

Es ist beruhigend, diese leuchtende Flut mit den Augen aufzufangen
und mit unserem Inneren in Harmonie zu bringen.

Fast scheint es, die Sonne hätte sich auf den Weg gemacht,
um sich wie ein unerwartetes Geschenk zu unseren Füßen zu legen,

damit sich unser Inneres erwärmt
und sich unsere Herzen nach der tristen und grauen Zeit neu beleben.

Es ist kein großer Aufwand, sich ein wenig Zeit zu stehlen
und für eine Weile am Straßenrand innezuhalten,

um diese natürliche Schönheit in sich aufzunehmen
und ein wenig Platz zu schaffen.

Dann kann sich die Wärme in uns entfalten.

Gleichgewicht

Du musst deine eigene Lebensphilosophie finden,
und nur du entscheidest, wie deine Seelenwaage steht.

Dein Glück bestimmst du allein, und kein anderer ist dafür zuständig
oder daran schuld, wenn es vergeht.

Ebenso kann man dich nicht
für die Unzufriedenheit anderer zur Verantwortung ziehen.

Jeder hat die Möglichkeit, sein Leben zu gestalten,
und dein Anteil daran ist freiwillig, von dir ausgeliehen.

Deine Vorstellungen musst du dir stets vor Augen halten
und überlegen: Was kannst du dafür tun?

Erwarte nicht, dass dir andere
dies auf Dauer abnehmen, damit deine Energien ruhen!

Du selbst hast die Kraft, Berge zu versetzen,
wenn du es tief in deinem Herzen willst.

Verlass dich auf dich selbst - und du weißt,
was du hast und wie du dich fühlst.



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Ein liebes Gedichtbüchlein für A.

Gewisse Träume

Wie bist Du nah in manchen Träumen,
am Tag sogar, nicht nur bei Nacht -
da ist's, als könnte ich Dich fassen
und seh'n in Deiner Weibespracht:

Ich glaub' uns beide Seit' an Seite;
Du bist unwiderstehlich -
so weiblich weich und wunderzart -
mir ist, als streicheltest Du mich.

Da steigt die Lust in mir herauf
und alles strömt mir über -
unendlich sehn' ich mich nach Dir;
wann haben wir uns wieder?



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  Letzte Aktualisierung 30.03.2011  
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